Mitte August 2008 hab ich bemerkt, dass bei meiner Jenny das rechte Auge etwas weiter hervorstand und habe es einem Tierarzt gezeigt. Dort bekamen wir erstmal nur Metacam für Katzen, welches auch leicht entzündungshemmende Wirkung haben soll. Eigentlich hätten wir das Metacam 2 Wochen lang eingeben sollen.
Es wurde allerdings trotz Metacam immer schlimmer und so gab es vom Tierarzt auch noch Cortison dazu.
Direkt am nächsten Tag sah das Auge so richtig schlimm aus, die Bindehäute quollen hervor und Jenny äußerte auch sichtlich Schmerzen. Daraufhin bin ich dann direkt in die Tierklinik gefahren um noch einen weiteren Tierarzt draufschauen zu lassen.
Das Ergebnis: Es bestand akute Gefahr, dass das Auge platzt und dann ausläuft. Da sie schon sehr große Schmerzen hatte hab ich dem Tierarzt mein Einverständnis zu einer Notoperation gegeben in welcher das rechte Auge entfernt wurde. Die Operation wurde in Gasnarkose durchgeführt und sie hat sie sehr gut überstanden. Sie hatte laut Tierklinik einen Abszess hinterm Auge, wobei die eigentliche Abszessursache nicht gefunden werden konnte. In derselben OP hat man ihr noch eine Talgdrüse vom Po entfernt.
So sah Jenny wenige Tage nach der OP aus:
Um zu verhindern, dass sich Jenny die OP-Naht aufkratzt wollte ihr der TA einen Halskragen anlegen. Da ich sie aber kenne habe ich einen Verband am Hinterfuß verlangt. Man hat mir zwar gesagt, dass sie das mit Sicherheit keine 5 Minuten anbehalten wird aber genau genommen hatte sie den Verband über 3 Wochen am Beinchen, mit regelmäßigen Verbandswechseln versteht sich. Sie hat ihn auch gut angenommen, sich damit gekratzt und den Verband geputzt. Kann mich also nicht beschweren.
So sahen ihre Söckchen aus:
Ich hatte ihr einen kleinen Auslauf aufgebaut, damit sie in aller Ruhe gesund werden konnte ohne dass ihr andere Schweinchen an die Naht gehen. Sie hat die Zeit alleine auch sehr genossen, sie ist ja eh ein Eigenbrödler, dafür müssen dann halt die Zweibeiner den Alleinunterhalter spielen.
1 Woche nach der OP ging es ihr dann wieder ganz schlecht, dickflüssiger Eiter floss aus dem Auge und in der Klinik angekommen hieß es dass sie eine schwere Nekrose entwickelt hätte. Der ganze Wundrand war abgestorben und fiel ab. Es hieß, dass man sie zwar stationär auf die Intensivstation aufnehmen könnte aber sie geben ihr keine Chance und würden sie eigentlich direkt einschläfern.
Wir haben sie dann am nächsten Tag die 80 km zu Herrn Dr. Schweigart und Frau Dr. Hackert nach Holzwickede gefahren. Dort angekommen wurde sie ganz vorsichtig nochmal untersucht und anschließend in Narkose gelegt. Sie haben die gesamte Wunde nochmals eröffnet und alle Fadenreste entfernt, da diese wohl die Ursache für die Nekrose und die Entzündungsreaktion waren. Kein Faden saß mehr an der richtigen Stelle. Die Nähte der Talgdrüse wurden entfernt, der Fußverband wurde erneuert und routinemäßig wurde noch der Kot untersucht. Hierbei kamen harmlose Flagellaten zum Vorschein welche dann auch direkt noch bei der gesamten Gruppe behandelt wurden.
Zusätzlich wurden die gesamten Medikamente umgestellt. Statt Baytril und Metacam bekamen wir nun Cotrim E als Antibiotika und dazu Rimadyl als Schmerzmittel.
Mein Tagesablauf sah fortan wiefolgt aus:
9 Uhr - Antibiotika Cotrim-E,
10 Uhr - BBB (Bird Bene Bac zum Darmaufbau)
12 Uhr - Panacur (gegen die Flagellaten)
13 Uhr - BBB
15 Uhr - BBB
18 Uhr - Antibiotika Cotrim-E und Schmerzmittel Rimadyl
20 Uhr - BBB
22 Uhr - BBB
Fortan waren wir dann alle 3 Tage in Holzwickede für eine Kurzoperation und das Einbringen einer speziellen Salbe in das Auge. Einen Namen der Salbe weiß ich nicht, da die Salbe von Herrn Dr. Schweigart selbst neu entwickelt wurde.
Die Zähnchen waren auch etwas schief abgenutzt, wobei Frau Dr. Hackert meinte, dass dies normal wäre nach Augenentfernungen. Die Schweinchen belasten während der Schmerzphase eine Kieferseite stärker um die Gegenseite zu entlasten, hierdurch werden die Zähnchen schief abgenutzt und müssen nach Abschluss der Behandlung kontrolliert werden.
Frau Dr. Hackert meinte jedoch dass wir bei Jenny zunächst einmal das Hauptproblem Auge behandeln und die Zähne jedoch unter Beobachtung halten sollten. Das Auge heilte aber nach und nach gut ab und sie machte sich wirklich gut.
Sie hat zwar sehr gut gefressen u.a. auch Korkäste, aber sie hatte in der Zeit bis Holzwickede schon etwas abgenommen. Nach dem ersten Besuch in Holzwickede hat sie aber bis zu 30 g in 3 Tagen
zugenommen. Frau Dr. Hackert wollte es mir immer gar nicht so ganz glauben und hat sie noch selbst auf die Waage gesetzt. Dadurch konnten wir die Zahnsanierung durch Herrn Dr. Schweigart auf die Abschlussbehandlung verschieben. Es war auch wirklich nur eine einmalige Sanierung, ansonsten waren die Zähne komplett in Ordnung und Madam hat auch direkt nach der Narkose sofort wieder ihre Gurke gesucht und herzhaft reingebissen.
Nach 3 endlosen Wochen wurde sie dann von Frau Dr. Hackert gesund geschrieben. Sie ist auch wieder quietschfidel, hat keinerlei Einschränkungen durch die blinde Seite, ist kein Stück schreckhaft geworden dadurch und gedeiht prächtig. Sie hat immer wieder ein paar Tränchen in der Augenhöhle, da die Tränendrüse wohl nicht mit entfernt wurde. Hierfür hat sie aber eine kleine Krankenschwester namens Amy. Amy hat auch schon Assistentinnen, denn Dori, Hermi und Cora helfen immer fleißig mit, sollte Amy wirklich mal was durchgehen.
Alles in Allem: Ich würde es wieder machen, allerdings nicht mehr in dieser Tierklinik sondern direkt bei einem sehr guten Tierarzt dem ich voll vertraue und ich mir sicher sein kann dass ein Meerschweinchen gleich viel Wert ist wie ein Hund oder eine Katze. Die Schweinchen können aber ein vollkommen erfülltes Leben haben obwohl sie teilweise blind sind. Sie haben noch ihre Tasthaare und ihren Gehörsinn und kommen wirklich einwandfrei klar.